Das «Cabaret Voltaire» im Zürcher Oberdorf erhielt im Rahmen der Renovation neue Toilettenräume. Die Hänni AG machte mit handgemachten Platten ein echtes Schmuckstück.
Das «Cabaret Voltaire» ist ein glänzendes Beispiel dafür, wie Bauherrschaft, Architekt und Plattenleger gemeinsam und im Dialog eine anspruchsvolle Aufgabe lösen.
«Der Architekt wusste genau, was er wollte – und um das zu erreichen, hörte er uns sehr gut zu.»
Das Gebäude an der Spiegelgasse 1 mitten in Zürich hat eine lange Geschichte. Erstmals erscheint es 1575 auf einem Stadtplan. Es wurde mehrmals um- und angebaut. 1916 war es die Geburtsstätte der künstlerischen und literarischen Dada-Bewegung. Heute – nach einer kurzfristigen Besetzung 2002 – beherbergt eine Bar, die Dada-Bibliothek, Ausstellungs- und Veranstaltungsräume. Die Hauseigentümerin, die Stadt Zürich, veranlasste eine Teilinstandsetzung: Modernisierung der Technik, Optimierung der Abläufe, technische Anpassungen. Für den Architekten Lukas Murer vom Büro Raumfalter ein herausfordernder Glücksfall: «Wir arbeiteten in einem relativ engen Rahmen hinsichtlich vorhandenem Raum, Budget und Zeit – so war es nötig, viele Entscheidungen direkt auf der Baustelle zu treffen.» Eine dieser Entscheidungen betraf die Gestaltung der beiden Toiletten.
Wir schlugen vor, die niedrigen Räume mit handgemachten Keramikplatten zu verkleiden. Der Glanz der Glasur lässt die Räume eher grösser wirken. Zusammen mit Plattenladen und der Manufaktur probierten wir verschiedene Formate und Farben aus. Im Gespräch entschied man sich für ein Farbenspektrum zwischen hellem und dunklem Grünblau und für die stehende Verlegung der Formate von circa 7.5 × 13 cm. Für Lukas Murer ist klar, dass er für eine solche Lösung auf Spezialisten angewiesen ist: «Das ist nur möglich mit der Erfahrung, dem Wissen und den Ideen des Plattenlegers.» Und er ergänzt, dass es dafür auch die Bereitschaft der Bauherrschaft braucht, sich auf ein Wagnis einzulassen: «Es geht nur mit Dialog und gegenseitigem Vertrauen.»
Zum historischen Gebäude passt auch etwas antike Philosophie. Vitruvius, römischer Architekt im 1. Jahrhundert, forderte von Gebäuden die Eigenschaften Schönheit, Nützlichkeit und Dauerhaftigkeit. Für Lukas Murer müssen diese Anforderungen bei jedem Projekt möglichst optimal erfüllt werden.
Noch ein Hinweis zum Verlegen der Unikate: Hier ist Fingerspitzengefühl und Augenmass verlangt. «Man kann nicht einfach mit dem Laser einmessen und verlegen. Es braucht Gefühl, wie die ungleichmässigen Platten präzis unpräzis platziert werden, so dass auch mit den Fugen ein spannendes Bild entsteht.» Dafür braucht es Plattenleger, die Freude an solch speziellen Arbeiten haben und genauso die Wünsche von allen Kunden erfüllen können.